Geschichte & Architektur

Die Architektur der Galerie

Unsere Galerie wurde 1990 von den Brüdern Tomas und Edmund Hoke, Bildhauer und Architekt, gestaltet. Die Philosophie der Galerie Slavik knüpft an die Tradition jener Epoche an, in der jedes Geschäft noch in Maßarbeit gewissermaßen zu einem Gesamtkunstwerk wurde. Die Galerie ist ein Unikat, welches bereits die bildnerische Kraft sowohl des Architekten wie auch des Metallbildhauers spürbar werden läßt. In ihrer Flexibilität bietet die Galerie vielfältige Möglichkeiten für Raumerlebnisse im Zusammenhang mit von Künstlern gestalteten Ausstellungen und den angebotenen Schmuckunikaten.

Das Gesamtkunstwerk Galerie Slavik hat sich in den letzten 25 Jahren als zeitlos erwiesen. Die Qualität einer Idee besteht.

Edmund Hoke
Zur Architektur der Galerie Slavik,
Himmelpfortgasse 17, Wien 1

Aufgabe war es, ein Geschäftslokal in einem denkmalgeschützten Haus in der Wiener Innenstadt so zu gestalten, daß es einmal als Galerie für modernen Schmuck, Design und ausgewählte Antiquitäten, ein andermal als Ausstellungsraum für jede Art von Objekten und Bildern fungieren sollte. Es sollte leicht zu verändern, dennoch aber unverwechselbar sein.

Drei verschieden große Räume mit Kappen- und Tonnengewölben, unterschiedlich große, teilweise zugemauerte Verbindungen zwischen den Räumen waren vorhanden.FotoEdmund HokeMit großen fixen Elementen wurden die Räume verbunden – zwei lange gerade Wandtafeln und eine Stahlschiene. Sie übernehmen verschiedene Funktionen. Die Stahlschiene als längstes Element ragt durch die Türöffnung auf die Straße und trägt die scheinbar auf ihr rollende Bronzescheibe – das Hauptthema der mobilen Einrichtungen der Galerie.

An der Schiene hängen verschiebbare und schwenkbare Glasvitrinen, sie trägt die variable Beleuchtung und sollte ursprünglich auch das Gewölbeauflager zwischen dem Tonnen- und Kappengewölbe der beiden rückwärtigen Räume bilden, was aber aus denkmalpflegerischen Gründen abgelehnt wurde.

Die Schiene ist leicht gebogen, um der Struktur des alten Gebäudes folgen zu können, sie setzt sich im Spiegel als imaginärer Bogen fort. Sie führt von außen bis in die „Wunderkammer“ – einen Raum mit einem schmalen blauen Tonnengewölbe, schimmernden „Bronzeplaneten“, schwarzem Granitboden und den Raum verlängernden Spiegeln.Die großen Wandtafeln links und rechts „begradigen“ den unregelmäßigen Verlauf der Wände – sie gehen durch die neu dimensionierten Öffnungen und erstrecken sich über die gesamte Tiefe der Galerie. An ihnen rollen verschiebbare und veränderbare Glasregale und Vitrinen, die mit einem eisenbahnähnlichen Stromabnehmersystem in jeder Stellung beleuchtet bleiben.

Soll der straßenseitige Teil der Galerie für eine Ausstellung frei bleiben, können alle Vitrinen und Regale entlang der Schiene und den Wandtafeln wie in einen Bahnhof in den rückwärtigen Teil der Galerie verschoben werden.Keine dieser Einrichtungen berührt den Boden, auch nicht der ausziehbare Vitrinentisch, der ebenfalls durch eine Stahlkammer zwei Räume verbindet. Im Gegensatz zu den neuen hohen schlanken Öffnungen – wie auch die Glastüre zum kleinen Lichthof – stehen die unveränderten alten, niederen Durchgänge und profilierten Rahmen.

Die zwei Fassadenöffnungen wurden durch eine scheinbar (durch Schienen) durchlaufende schräge Glaswand geschlossen – die Tiefe der Öffnung wird so beim Eingang als gedeckter Vorbereich und für eine beleuchtete Außenvitrine genützt.

Alle mechanischen Teile aus Stahl oder Bronze wurden für die jeweilige Aufgabe entwickelt – die Klarheit und Schönheit der Form soll auch die Freude an ihrer Funktion vermitteln.

Edmund Hoke, Galerie Slavik 1990

…Dass es inzwischen 20 Jahre sein sollen, stimmt mit meiner Erinnerung nicht überein. Diese erscheint mir noch ganz frisch – es ist alles da. Und es gibt sie noch, die Galerie in der Himmelpfortgasse mit der drehenden Bronzescheibe – wieso sollte das so lange her sein?

Ist doch ganz aktuell – die Galerie Slavik – soviel ist sicher.

Ed Hoke, Schloß Saager, 5. April 2010

Aus: Art Meets Jewellery – 20 Jahre Galerie Slavik (2010) 74

Thomas Hoke, März 2010

Meine (sehr persönlichen) Gedanken zur Galerie Slavik

Eine Baustelle, die eine bewegte Vorgeschichte und eine nicht weniger bewegende Nachwirkung hat, ist seit 20 Jahren noch immer ziemlich präsent in meiner Erinnerung. Das kann ich nicht von vielen anderen Baustellen behaupten. Seit 20 Jahren ist die Galerie nun schon in Betrieb; die Einbauten und die Funktionen sind offensichtlich nicht gealtert – was will man mehr als Gestalter, dessen Alter auch über das Altern der eigenen Arbeiten definiert werden kann …?!

Aus: Art Meets Jewellery – 20 Jahre Galerie Slavik (2010) 81

Tomas Hoke schuf zusammen mit seinem Bruder, dem Architekten Edmund Hoke, die Ausstattung der Galerie. Sein Lebenslauf findet sich im Kapitel Künstler

Literatur
  • Tomas Hoke: “Werkbericht”. Erschienen anläßlich der 190. Wechselausstellung der Österreichischen Galerie im Belvedere. Wien 1995 (Hsg. Gerbert Frodl)
  • “Wien. Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur”. Könemann Verlagsgesellschaft mbH. Köln 1996
  • Architektur Wien – 500 Bauten
    1998. August Sarnitz (Hrsg.) Architektur Zentrum Wien. Stadtplanung Wien. 2. Auflage. Springer. Wien. New York.
    Ein Architekturführer, in dem 500 Bauten präsentiert werden, “die der Stadt Wien als repräsentative Sehenswürdigkeiten ihre Identität verleihen”.

Fotos: Sophie Pölzl